Mittwoch, 5. bis
Freitag, 7.Juli 2017
Sommerreise der
Museumsgesellschaft 2017
in das
Nördlinger Ries
Nach Matthaeus Merians Topographia Germaniae
von 1643
fahren
wir auf unserer Reise durch Svevia
Mittwoch, 5. Juli 2017
6.45 h Am
KONZERTHAUS
Einstieg in den uns vertrauten
Bistro-Bus.
Präsident und Schatzmeister mit Bistro-Bus (©HR)
7.00 h Abfahrt nach Rottweil der ältesten Stadt in Baden-Württemberg.
Fahrzeit ca.2h
Diese ReichsStatt ist zimblich vest
mit gar weiten und sehr tieffen
Gräben umgeben
Im
Anmarsch auf Rottweil
Pünktlich um neun am Schwarzen Tor.
Man hat es inzwischen merklich gereingt.
9.00 h Museum ROTTWEIL
Hier
empfängt uns Herr Mager, der Leiter des Museums und des Stadtarchivs. Er informiert uns über die Geschichte und die überregionale Bedeutung des
KAISERLICHEN HOFGERICHTS (1299 bis 1806)
Die Wartezeit wurde mit gut Kirschenessen ...
... fotografieren ...(©WA)
.. und angeregten Gesprächen ausgefüllt.
Rottweil war lange Zeit ein Zentrum des Viehhandels,
der in den Händen
der Metzger lag. Die Rottweiler dienten diesen als Hüter- und Treibhunde.
Stolz bewacht dieser Rottweiler den Eingang zum Museum, ...
...
in dem Herr Mager auf aufmerksame Zuhörer traf.
König Konrad III. verleiht den Rottweilern
die Reichsgerichtsbarkeit
in Zivilsachen
Eröffnung und Urteilsverkündung des Reichsgerichts (hier um 1597)
fanden unter
freiem Himmel ...
... während die Beratungen im (alten) Ratssaal unter dem
Rottweiler
Stadtwappen mit dem Reichsadler stattfanden.
Vergeblich und zu spät:
Erneuerte Ordnung und Reformation
/
Der Römischen Keyserlichen Majestät /
Keyserlichen Hofgerichts
zu Rottweil 1610
Im historischen Ratssaal ein weiterer Kurzvortrag von Herrn Mager (©HS)
Auf dem Rückweg zum Bus:
Das kleinste Gefängnis in BW ...
... mit einem Zeugnis aus schwerer Zeit.
10.30 h Abfahrt über die A 81 und A8 nach Holzmaden
am Albaufstieg;
Fahrzeit ca 2,5 h
Mittagspause auf einer BAB-Raststätte
15.00 h Holzmaden URWELT-MUSEUM HAUFF.
Es zeigt die Welt der Fossilien als einzigartige Zeugen der Evolution
Dinos sah man nur im Garten und dann aus Plastik.
(©HS)
Dafür ließen sich im Inneren beindruckende Skelette von Sauriern
bestaunen
Hier
ein Ichthyosaurus ...
... dort ein animierter Flugsaurier auf einem Bildschirm
Unsere Führerin hält einen Donnerkeil in der Hand.
Ein solcher
Belemit ist das Rostrum (Stützgerüst)
eines prähistorischen
Tintenfischs.
Die Ichthyosaurier waren delphinähnlich, lebendgebärend
und hatten Lungenatmung.
Skeptisch, beeindruckt oder beides?
Dahinter aufgeschichtet
Platten von Schwazem Jura
durch Bitumen (Steinöl) geschwärzt.
Ein Plesiosaurus und ...
... ein Steneosaurus.
Prähistorische Seelilien auf einem Baumstamm ...
... und deren Bewunderer (©HS) .
16.00 h Abfahrt nach Nördlingen
im Geopark Ries;
Fahrzeit ca 2,5 h
Vor der erschwerten Einfahrt nach Nördlingen passierte der Bus den Ipf
bei Bopfingen, ein beeindruckender keltischer Fürstensitz
aus
dem 6. Jh. v. Chr (©HS).
Der Restaurant-Eingang, doch wurde ...
19.30 h ... das Abendessen im Hotel Klösterle
(Stadtmitte) ...
... im Freien genossen (©HS).
2 Übernachtungen im Hotel Klösterle
Donnerstag, 6. Juli 2017
NÖRDLINGEN hat eine nahezu vollständig
erhaltene und begehbare Stadtmauer.
Diese
ReichsStatt so eine auß den Deputirten Stätten ...
ligt fast
in der Mitte deß unteren Rhaetiae, jetzt das Rieß genannt
10.00 h Stadtführung, Start am Hotel
zu einer ortskundigen Führung durch die mittelalterliche Stadt. Wer
Treppen liebt, kann schon mal den Turm Daniel besteigen und einen Blick
in den ca. 25 km, nahezu kreisrunden Rieskrater werfen. Vor etwa 15
Millionen Jahren traf hier ein etwa 1 km großer Asteroid die Erde;
Dauer ca. 1,5 h
Die Stadtführung begann am Klösterle
...
... die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht ... (©HR)
... vorbei an einem liebevoll dekorierten Postbriefkasten und ...
... führte zum Nördlinger Rathaus.
Im Hintergrund der "Daniel" der
Georgskirche.
Im Aufstieg zum Obergeschoss Justizia mit dem lutherschen: Jederman
sey underthon der Oberkait, dann sy ist von Gott Verordnet als Gottes
dienerin
zur straff über die so böses thon, und zu schutz der
frommen (Römer 13)
und
Ein Manns red Ein
Halber red Man soll sie Hören beide.
Der Narr aus dem Stadtgefängnis
schaut dich an
Zwischen Rathaus und Georgskirche willkommene Springbrunnen bei 30°
C
Derweil besichtigte die andere Gruppe ...
... die Pfarrkirche St. Georg ... (©HS)
... mit der reich dekorierten Orgel (©HR)
Die Einhorn-Apotheke von 1440 ...
... zog den Besucher in den Bann.
Auf dem Weg zur St. Salvator-Kirche
vorbei am Winterschen Haus mit
dem geschnitzten Reichsadler.
Malerischer Durchgang.
Im Hintergrund St. Salvator, Kirche des
ehemaligen Karmelitenklosters,
reformiert 1562, seit 1825 wieder
Pfarrkirche der katholischen Gemeinde.
Im Tympanon Darstellung des Jüngsten Gerichts.
Rechts die
Höllenqualen, in der Mitte die Auferstehung aus den Gräbern,
links
Einlass in das Himmelreich
Blick von der alten Stadtmauer auf St. Georg und den langen Daniel
Rechts angeschmiegt an die Stadtmauer Karsarn-Häuser. Ehemals von
Wachsoldaten bewohnt sind sie heute bei Juppies heißbegehrt.
Eugen-Shoemaker-Platz 5 auf dem Weg zum zum Rieskrater Museum.
Nicht
alle Gebäude in Nördlingen sind schön hergerichtet.
14.00 h Im Rieskrater Museum,
Eugen-Shoemaker-Platz 1, erhalten wir am Nachmittag Einblick in das spektakuläre Ereignis und seine Folgen.
Besuch mit Führung;
Dauer ca. 1,5 h
Ries leitet sich vom Namen der römischen Provinz Raetia ab
Impaktkrater durch den Einschlag eines etwa 1 km großen Meteoriten
vor 15 Millionen Jahren.
Das Nördlinger Ries hat etwa 20 km Durchmesser
und ist heute nicht
mehr als 100 Meter tief.
Das Nördlinger Ries in einer überhöhten dreidimensionalen.Darstellung.
In der Mitte links rot die Stadt Nördlingen.
Suevit auch Feuerduftstein ist ein Impaktit, der durch die hohen
Temparaturen bei einem Meteoriteinschlag gebildet wird.
Anschließend für historisch Interessierte:
Besuch des Stadtmuseums nebenan mit Medizinalgarten
(u.a. Schlacht bei Nördlingen 1634 in 6000 Zinnfiguren).
Die Reformation in Nördlingen
Die
Missstände in der katholischen Kirche waren seit langem bekannt und
fanden in den Gravaminae (Beschwerungen) gegen den heiligen Stuhl zu Rom
bereits an vorreformatorischen Reichstagen ihr politisches Echo.
Da ließen Luthers 95 Thesen zum Ablass das Fass nur noch überlaufen.
Für
den mittelalterlichen Gläubigen ist die Abwesenheit der Pfarrer, die
ungenügende Seelsorge nicht nur in Nördlingen* ein großes Ärgernis. Sie
ermahnten die Geistlichen, Seelsorge und Gottesdienste gemäß der
kirchlichen Ordnung zu halten und verlangten Kontrolle. Dagegen klagten
die Pfarrer, dass ihre Einkünften nicht voll geleistet würden, sie in
ihren Rechten eingeschränkt und mit zu hohen Forderungen des Rates
konfrontiert seien.
*Ähnlich den Verhältnissen in Freiburg
Um 1522 waren
alle Dämme gebrochen; es häuften sich die Predigtstörungen, Schmähungen
und Bildersturm. Der Rat der Stadt - obgleich reformations-freundlich
gesinnt - verurteilte dies aber, verbot es und drohte mit Strafen.
Im
Jahre 1521 hatte der Rat den Stadtschreiber zum Patronatsherren ins
Kloster Heilsbronn gesandt, um um einen Prediger zu bitten. Nachdem der
dortige Abt keine Zusage gab, suchte der Rat auf eigene Faust einen
evangelischen Stadtprediger und stellte am 31. Oktober 1522 (sic!) den
streitbaren Lutheraner
Theobald Gerlacher
aus Billigheim (Billicanus)
für 10 Jahre ein. Dazu schrieb der reformatorisch gesinnte Abt des
lokalen Karmeliterklosters
Caspar Cantz
1524 noch vor Luther eine evangelische Gottesdienstordnung:Von der Euangelischen Meß
Mitt schönen Christlichn Gebettenn vor vnd nach der entpfachung des
Sacraments.
Nördlingen im Dreißigjährigen Krieg
Die Reichsstadt Nördlingen war trotz
ihres evangelischen Bekenntnisses immer der römischen Majestät treu
geblieben, so auch
Kaiser Ferdinand II. Als sich aber, nach der Schlacht
bei Breitenfeld im September 1531 das enorme protestantische Heer im
März 1632 nach Süddeutschland ergießt und sich der Stadt nähert, stellt
sich Nördlingen unter den Schutz des schwedischen Königs
Gustav Adolf.
Dieser Seitenwechsel war nicht nur die angesichts der
protestantischen Übermacht einzig vernünftige Alternative, sondern wurde
wohl auch von weiten Teilen der Bürgerschaft und des Magistrats der
Stadt begrüßt, wovon der Aufwand und die freudige Stimmung, die bei dem
Einzug des Schwedenkönigs in Nördlingen im folgenden Herbst an den Tag
gelegt wurden, zeugen.
Beim Stadtrundgang entdeckt
In den nächsten zwei Jahren mussten dann wiederholt
Besatzungen aufgenommen werden, die unter anderem die Befestigungen der
Stadt verbessern ließen.
Nach
Wallensteins Ermordung kämpfen die Kaiserlichen unter ihrem neuen Befehlshaber dem
Thronfolger, König von Böhmen und Ungarn,
Erzherzog Ferdinand
(1634-1657). Rasch erobert seine Armee Regensburg und Donauwörth und
belagert 1634 zusammen mit spanischen Truppen das von den Schweden
besetzte Nördlingen. Die protestantischen Gegner der Habsburger wollen
den Fall Nördlingens unbedingt verhindern und führen ein Heer unter dem
Befehl von
Bernhard von Sachsen-Weimar und
Gustaf Graf Horn heran.
Schlacht bei Nördlingen. Den Schweden (blau) auf dem rechten Flügel
unter
Graf Horn fliegt das Pulverlager um die Ohren.
Die
evangelische Reichsstadt wehrt sich tapfer, doch schwarzer Tod und
Hunger raffen die Hälfte die Verteidiger dahin. Beim Versuch der beiden
protestantischen Heerführer, die Stadt zu entsetzen, kommt es am 5.
September zur Schlacht bei Nördlingen, in der die schwedische Armee 12
000 Mann verliert.
Schlacht be Nördlingen. Ölgemälde von
Philips Wouwerman (1665)
Nördlingen muss sich den Siegern öffnen, leistet hohen
Reparationszahlungen und wird deshalb nicht von den siegreichen Truppen
geplündert.
Kanzler
Oxenstierna, der nach dem Tode Gustav Adolfs die Befehlsgewalt
über die schwedische Armee übernommen hatte, hatte bei Nördlingen nicht
nur einen entscheidenden militärischen Rückschlag erlitten, sondern ist
auch Reichskanzler eines menschlich und finanziell ausgebluteten
Schweden. Sein Bruder bringt die Lage auf den Punkt,
dass wir die Länder anderer erobert und darüber unser eigenes ruiniert haben. Polen und Dänen erheben erneut ihr Haupt, und somit hat die Sicherung der Ostseeküste Vorrang. Auf dem Kontinent möchte Schweden zukünftig nur noch seinen Namen leihen und zieht sich aus Süddeutschland zurück.
Im Anschluss kommt es zu einem massiven Eingriff Frankreichs in das Kriegsgeschehen,
doch das ist eine andere Geschichte.
19.00 h Abendessen im Hotel Klösterle
Freitag,7. Juli 2017
9.45 h Buseinstieg am Hotel
10.00 h Abfahrt nach Neresheim;
Fahrzeit ca. 45 Min.
11.00 h
Besuch der ABTEIKIRCHE NERESHEIM, ein Meisterwerk der
europäischen Barockbaukunst. Führung;
Dauer ca. 50 Min.
Es grüßt der Turm der Abtei Neresheim auf dem Ulrichsberg
Barocke Pracht nach ursprünglichen Plänen von
Balthasar
Neumann
Warten auf die Führung
Diese barocke Diktion hält uns Zuhörer in Bann
Hauptkuppel mit den Patronen St. Benedikt, St. Ulrich und St. Afra.
Darunter in Richtung Hochaltar die Auferstehung und das Abendmahl.
Auferstehung und Abendmahl.
Die Fresken der
Abteikirche schuf
Martin Knoller.
Nach der Führung angeregte Unterhaltung oder ...
Blick auf das Hauptportal der Klosterkirche.
12.00 h Mittagessen im
Klosterhospiz
Grenzüberschreitendes triregionales klösterliches Mittagessen
mit
Maultasche, Spätzle und Sauerkrautstrudel. Dazu mundet ein Bier.
13.30 h Abfahrt nach Blaubeuren;
Fahrzeit ca. 1,50 h
Die alten Francken haben einen Wasserstromen oder Runß einen Rhonn
geheißen und etwan daher die Flecken an den Wassern gelegen jhre Namen
Byrhonn empfangen als diese Statt Blawbyrhon im Land Würtenberg auch.
Stadtwappen Blaumännle
Warten auf die Führung der/durch die? Starken Frauen (©HS)
15.30 h BLAUBEUREN
Führung „Starke Frauen“ mit
*
Mörickes sagenumwobener Schönen Lau am Blautopf;
Das klare Wasser des Quelltopfs der Blau leuchtete türkis.
Fake news
ist, dass die Tiefe des Blautopfes sich nur schätzen lässt,
da bei
Messversuchen mit einem Bleilot, dieses sofort
von einer Nixe
gestohlen wird. So entstand der Zungenbrecher:
’S leit a Klötzle
Blei glei bei Blaubeira,
glei bei Blaubeira leit a Klötzle Blei.
Ein wenig versteckt eine Steinfigur der Schönen Lau
Nicht weit vom Blautopf die Benediktinerabtei mit der Klosterkirche
Darinnen am Hochaltar von links nach rechts:
der heilige
Benedikt, Johannes der Täufer, Maria mit dem Kind,
Johannes der
Evangelist und die heilige
Scholastika von Nursia,
Schwester des heiligen Benedikt.
Ein wenig ermüdet im spätgotischen Chorgestühl
**
der urzeitlichen Venus vom Hohlen Fels
Die Venus vom Hohlen Fels als älteste Eiszeitkunst vor etwa 40000
Jahren.
Dauer ca. 90 Min.
Höhlen und Eiszeitkunst im Schwäbischen Jura
wurden kurz nach unserer Reise als Weltkulturerbe in die Liste der
UNESCO aufgenommen.
Vor der Abreise mit ein wenig Wehmut
aber auch einem sichtlich
gutgelauntern Präsidenten
18.00 h Abfahrt nach Freiburg durch das
Donautal. Die Heuneburg grüßt. Für einen Besuch reicht es heute nicht. In flotter Fahrt erreichen wir Freiburg
– dank Sommerzeit – zum Sonnenuntergang; Fahrzeit ca.3,5 h
Ankunft in Freiburg ca. 22.00
Organisation der Reise durch die
Herren Frank Preißler, Goswin Hammer
und Prof. Dr. Heiko Steuer
Ihnen einen herzlichen Dank
für die Planung und die Organisation einer gelungenen Museumsreise
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